„Die Geschenke meiner Mutter“ von Cecilie Enger ist ein autobiografisch angelehnter Roman über die Wichtigkeit von Familie, über die Bedeutung des Schenkens und der eigenen Vergangenheit. Es ist ein Buch über Liebe, Diskussionen, Familie, verschiedene politische Überzeugungen, Alzheimer …und Geschenke. Kurz gesagt ist es ein Buch über das wahre Leben. Ich habe das Buch im Bloggerportal entdeckt und schon der Klappentext hat mich mitten ins Herz getroffen. Ich wusste, dass es für mich, die selbst einen Fall von Demenz in der Familie hat und weiß wie belastend das nicht nur für die Erkrankten selbst sondern auch für die Angehörigen selbst sein kann und die in Geschenken immer auch den Gedanken dahinter betrachtet, keine einfache Lektüre werden würde. Doch ich wollte den Roman trotzdem unbedingt lesen. Und ich hatte mit meiner Prognose recht. Es war nicht immer leicht, diese Geschichte zu lesen, genauso, wie das echte Leben nicht immer einfach ist. Ich musste immer wieder Lesepausen machen und so hat sich das Lesen über mehrere Wochen gezogen, aber das heißt nicht, dass mir der Roman nicht gefallen hat!
Denn es ist eine berührende Geschichte über die liebende Tochter Cecilie und ihre starke, taffe, politisch engagierte Mutter, die fast immer eine eigene Meinung hatte und schließlich durch die oft so grausame Krankheit Alzheimer nichts mehr von dieser selbstständigen Frau weiß, ja oft nicht einmal mehr ihre eigene Tochter erkennt. Doch im Vordergrund der Handlung steht nicht die Mutter, die nun im Pflegeheim wohnt, sondern die Weihnachtsgeschenke, die sie in der Vergangenheit immer sorgfältig notiert hat. Als Cecilie diese Geschenkelisten findet, wird sie in ihre Vergangenheit zurückversetzt und gemeinsam mit ihr erlebt man so einige Ereignisse von früher und lernt Verwandte oder Freunde kennen, die Cecilie schon beinahe vergessen hätte. Die Geschenke erzählen von fleißigen Männern, die ihr Lebensziel nie erreichen sollten, von einsamen Tanten und politischen und gesellschaftlichen Debatten innerhalb der Familie.
Der Schreibstil ist teilweise sehr nüchtern bis sachlich oder sogar etwas langatmig, manchmal jedoch auch sehr emotional oder direkt. Der Stil wird meist an die geschilderte Situation angepasst. Vor allem die letzten paar Seiten fand ich sehr berührend, denn sie spiegelten die schonungslose Wirklichkeit so gut wider.
Dieser Roman regt eindeutig zum Nachdenken an. Zum Nachdenken über kleine, selbstgemachte Geschenke voller Liebe, die heute womöglich als wertlos betrachtet würden, über Geschenke, die man lieber noch verschenken möchte, anstatt sie zu vererben, damit der Gedanke daran nicht dunkel gefärbt werden würde. Und darüber, dass alles vergänglich ist und man die schönen Ereignisse und die lieben Personen immer im Herzen bewahren sollte. Von mir gibt es eine eindeutige Leseempfehlung, wenn man auch bedenken sollte, dass dieser Roman eher weniger zur Unterhaltung allein geeignet ist!
Von mir gibt es 4 von 5 Sternen, da der Schreibstil manchmal etwas zu langatmig ist.